Am Karfreitag wurde endlich das lang erwartete Cousinchen meiner Tochter geboren. Die Geburt war Anlass für mich, zurückzudenken. Zurück zur Geburt unserer ersten Tochter. Die ersten Momente mit dem Winzling, die Zeit im Krankenhaus, die ersten Tage und Wochen zu Hause und natürlich dachte ich auch an das Stillen. Überall liest man als werdende Mutter, dass Stillen das Beste fürs Kind ist. Stillen ist auch das natürlichste der Welt. Aber das Stillen wehtun kann, das hatte mir keiner gesagt. Die ersten Tage waren nicht einfach. Meine Tochter war ein Stilltalent, aber sie hatte einen kräftigen Zug drauf. Immer, wenn sie anfing zu trinken, stach es mich ganz heftig in der Brust. Blutige Brustwarzen hatte ich zum Glück keine, konnte es aber bei meiner Bettnachbarin im Krankenhaus erleben. An den ersten Tagen und den stechenden Schmerzen bei jedem Stillbeginn konnte ich die Mütter verstehen, die sich für die Flasche entschieden. Schmerzen und die Unsicherheit, ob das Kind genug bekommt, können dazu führen, dass das Stillen nicht mehr als das Beste für Mutter und Kind angesehen wird. Wir aber haben durchgehalten. Wir haben die ersten Tage gut überstanden. Nach 3 Monaten gab es eine neue Unsicherheit. Die Kleine nahm so viel Neues aus der Umgebung wahr, dass sie einfach keine Zeit zum Trinken hatte. Immer wieder wendete sie sich von der Brust ab, war aber im nächsten Moment wieder quengelig, weil sie Hunger hatte. Für mich bedeutete das natürlich eine Zeit der Ungewissheit, ob mein Kind satt ist? Hab ich noch genug Milch? Aber ich hätte 3 weitere Kinder satt bekommen können. Das halbe Eisfach hatte ich voll mit eingefrorener Muttermilch. Meine Tochter war einfach nur zu sehr mit ihrer Umwelt beschäftigt. Sie hatte keine Zeit zum Trinken. Der große Hunger kam in der Nacht. Da hing sie mir oft und lange an der Brust. Die Nächte waren damit kurz und mein Schlaf häufig im Stundentakt unterbrochen. Trotzdem haben wir die Zeit genossen. Meine Tochter war ein zufriedenes Kind. Mit Infektionen hatten wir kaum zu kämpfen. Durchfallerkrankungen und Erkältungen hatten wir lediglich in leichten Varianten. Ich bin daher der Meinung, dass Stillen einfach toll ist. Nicht nur als praktisches "Lebensmittel", welches man ohne große Flaschen oder Becher immer dabei hat. Auch als Vorbeugung vor Infektionen oder als "Arzneimittel". In der Stillzeit waren weder meine Kinder noch ich lange krank. Am Ende habe ich beide Kinder jeweils fast 2 Jahre gestillt. Wir haben die Zeit genossen. Auch wenn es nicht immer einfach war und die Unsicherheit uns ab und an zur Flasche greifen ließen. Beide Kinder haben die Flasche jedes Mal verweigert, so dass wir weiter gestillt haben, bis die Kinder nicht mehr wollten.
Wir hatten Glück - bei uns hat alles super geklappt. Wir hatten weder große Probleme zu Beginn der Stillzeit noch hatte ich mit Brustentzündungen oder Milchstau zu kämpfen. Trotzdem sollte man keine Mutter verurteilen, die sich für eine Flaschenernährung entscheidet. Warum Stillen seine Vorteile für Mutter und Kind hat, aber nicht immer nur positiv ist, findet ihr in meinem Artikel Stillen - das Beste für Mutter und Kind.
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